#4 Was macht das Medium Podcast so attraktiv?

Podcasts sind zunächst einmal akustische Informations- und Unterhaltungselemente. Ähnlich wie bei YouTube (für Video) oder öffentlichen Blogs (für Artikel) kann auch fürs Hören jeder der will der Öffentlichkeit einen Beitrag zur Verfügung stellen. Früher nannte man das User Generated Content. Der eigentliche Unterschied zu den konventionellen (manche sagen: linearen) Medien liegt auf drei Punkten:

Erstens gibt es keine Autorität, die entscheidet wer etwas veröffentlichen darf. Kein Programmdirektor hebt oder senkt den Daumen. Wer will, sendet.

Zweitens findet die Nutzung auf Abruf statt, und eben nicht der Reihe nach. Das bedeutet, das Publikum verbleibt nicht passiv (abwartend) und konsumiert was ihm gegeben wird. Sondern das Publikum entscheidet mehr oder minder aktiv was es konsumieren möchte, und wann das das tut. Das Publikum ist autonom, und seine Macht wächst.

Drittens schließlich entfällt das knappe Gut der Sendekapazität: Die Menge der zur Verfügung stehenden konventionellen Verbreitungsfrequenzen ist begrenzt, weil nur eine bestimmtes Frequenzband technisch dafür in der Lage ist, Medieninhalte zu transportieren. Dieser Punkt darf nicht unterschätzt werden: in Berlin gibt es zwar gut 40 Radiosender im UKW-Bereich, was manche als große Auswahl empfinden mögen. Macht man sich aber klar, dass auf YouTube bis zu 500 Stunden Content pro Minute (!) hochgeladen werden wird deutlich, was unendlich große Bandbreite wirklich bedeutet.

Ähnlich wie bei den verwandten Medien Blog und Video gibt es auch beim Podcast nichts, was es nicht gibt: vom selbst gemachten Wortbeitrag zu egal welchem Thema bis hin zum hoch qualitativ produzierten und extrem anspruchsvoll gestalteten Hörspiel in Surround-Sound ist alles möglich. Die relevantesten journalistischen Podcasts sind in der Lage Regierungen zu stürzen (so geschehen in Malaysia 2018), und ebenso gibt Podcasts die Kindergeschichten erzählen, Meditationen anleiten oder geschickte Marketingbotschaften für Unternehmen verbreiten. Gerade Letzteres ist sowohl inhaltlich als auch ökonomisch ein durchaus interessantes Feld, dass wir an anderer Stelle noch weiter beleuchten werden.

Zunächst aber gilt es festzuhalten dass ein Podcast ein Podcast ist: Ein Digital auf Abruf zur Verfügung gestelltes Stück Audio. Die technischen Gegebenheiten interessieren dabei nicht, relevant ist lediglich was die jeweiligen Podcaster aus dieser Möglichkeit machen. Der Hype allerdings, der ist da. Jede seriöse Studie kennt seit Jahren nur eine Richtung, wenn’s ums Podcasten geht: nach oben. Menschen wollen Menschen hören. Das sich darüber der Markt ausdifferenziert und immer weniger ein Massen-Markt wird, das sieht man schnell in verwandten Mediengattungen.