#9 von 10: Was ist ein firmeninterner Podcast?


Die Welt der Podcasts ist erhitzt und es ist eine Welt voller Missverständnisse. Eines der größten Missverständnisse ist, dass ein Podcast, wenn er einmal in der Welt ist, selbstverständlich automatisch fliegt und Tausende, ach was: Hunderttausende von Hörern direkt erreicht – und natürlich auch begeistert. Leider (oder, je nach Sichtweise: endlich!) sind die Zeiten vorbei, in denen Medienkonsumenten das konsumiert haben was ihnen vorgesetzt wurde. Heute hat ein Publikum doch tatsächlich die Wahl, genau das zu konsumieren was es konsumieren will. Denn, falls es doch nicht jeder mitbekommen hat: es gibt von allem etwas und vom meisten zu viel. Das ist der grundsätzliche Wandel in der Medienwelt. Im Gegensatz zur Rundfunkwelt sind die Verbreitungskapazitäten im Internet unendlich groß. So kann jeder senden, der will. Einfach so. Ungefragt. Meistens allerdings auch ungehört.

Auf der anderen Seite ist aber genau das spannend: in Zeiten des Internets gehört zu werden bedeutet nämlich, dass es ein Publikum gibt, das einen hören will. Das bedeutet in der Konsequenz, dass neben einem wirklich guten Produkt und einem wirklich guten Marketing die Weiterempfehlung das Ziel des Schaffens ist. Weiter empfohlen wird man in der Regel von Leuten, die einen wirklich super finden oder etwas professioneller ausgedrückt von Fans.

Hier sollten viele Unternehmen ernsthaft darüber nachdenken, zuerst vor der eigenen Haustüre zu kehren. Soll heißen: bevor sie viel Geld in Marketing und Bewerbung ihres Podcasts in der weiten Welt des Internets stecken, sollten sie doch erst mal die Leute, die von Haus aus von ihnen begeistert sein müssten, begeistern: ihre eigenen Kollegen und Mitarbeiter.

Ein interner Podcast also ist eine Art akustisch gewordene Mitarbeiterzeitschrift. Hier haben nicht nur die Chefs die Möglichkeit, sich und die neuen Entwicklungen authentisch, sympathisch und unmittelbar darzustellen, hier haben sie auch sofort eine Basis von Menschen, die idealerweise nicht nur dankbar, sondern auch begeisterungsfähig sind. In einigen Unternehmen sind interne Podcasts sogar freiwillige Projekte besonders motivierter Mitarbeiter. Mehr noch: Über einen internen Podcast lassen sich gewohnte Verhaltensweisen (auch bekannt als Dienst nach Vorschrift), Abwechslung und Spaß an neuer Technik gut nutzen, um neue Motivation auszulösen. Natürlich nicht bei allen, aber vielleicht bei ein paar Kolleginnen oder Kollegen. Und das wäre es doch schon wert.

Davon abgesehen darf nicht unterschätzt werden, dass ein Chef der zu seinen Mitarbeitern spricht, oder eine Abteilung die erklärt was genau sie tut, oder ein Bericht aus einer anderen Niederlassung (oder aus der Kantine) über das Hören eine ganz andere Wirkung hat als über einen geschriebenen Artikel, sei er im Intranet oder tatsächlich noch auf Papier.

Interne Podcasts sind ein hervorragendes Beispiel für die Verbindung zwischen dem Angenehmen und dem Nützlichen: die Wirkung auf die Mitarbeiter ist überwiegend positiv (Employer Branding), und als Projekt besteht eine realistische Chance, dass mehr Menschen erreicht werden als auf den bisherigen Wegen. Man könnte es einfach mal ausprobieren.