Die „ag.ma Podcast“ und die erste „echte“ Währung in Deutschland

Liebe Freunde, Podcaster und Audioliebhaber,

letzte Woche haben wir über die große Kritik an der Podcastbranche geschrieben und vor allem (und mal wieder) beklagt, dass es in Deutschland keine einheitliche „Währung“ für die Vermarktung von Podcasts gibt. Gerade im Hinblick auf die Monetarisierung der Podcasts werden ja vielerorts große Erwartungen formuliert, die bislang noch nicht so ganz eingelöst werden konnten. Das dürfte vor allem damit zu tun haben, dass eine mehr oder weniger offizielle Messung von Podcast Reichweiten bislang nicht wirklich existierte.

Nun läuft bereits seit Anfang Oktober ein Beta-Test der ag.ma, der versucht, einheitliche Messgrundlagen zu schaffen und diese vor allem regelmäßig abrufbar zu machen. Besonders geachtet wird dabei auf eine IAB-konforme Kennwertbildung, um die Daten auch wirklich vergleichbar zu halten. Dieser Beta-Test endet am 31.10.21 und soll direkt in den Regelbetrieb ab 1.11.21 übergehen. Die Ergebnisse der Testphase sind noch nicht bekannt. Und vor allem ist nicht bekannt, wie die Messung technisch genau abläuft. Bekanntlich liegt in der Testmethode oft der entscheidende Schlüssel zur Qualität der Testergebnisse.

Die Ziele, die die ag.ma an diesen Test anlegt, sind aber sehr wohl bekannt – und da lässt man sich, wie zu erwarten war, nicht auf halbe Sachen ein:

Auch die Preisgestaltung der ag.ma steht bereits fest: Abgerechnet wird per Podcast. Ab dem 25. eingereichten Podcast gibt es einen Rabatt. Die Grundgebühr liegt bei 500 Euro monatlich bei 12 Monate Regelbetrieb. Zusätzlich werden noch Traffic-Kosten erhoben (0,15 Euro pro 1000 valider Downloads).

Wenn dieser Beta-Test erfolgreich verläuft, wovon derzeit auszugehen ist, dann erhält Deutschland als eines der ersten Länder weltweit eine Reichweiten-Währung für den Podcastbereich. Ob diese dann auch so anerkannt wird, wie die ag.ma es sich wünscht werden wir sehen, aber: Die Podcastbranche und die Vermarkter wird es gleichermaßen freuen. Wir werden uns die Daten bei Erscheinen natürlich ganz genau anschauen und diesen Prozess weiter begleiten.

Hier geht es zur Beschreibung und Anmeldung zur ag.ma Podcast.

Herzliche Grüße aus Berlin,
Martin Liss

Podcast News

Happy Birthday iPod

Ohne IPod gäbe es keinen Podcast

Der 23. Oktober vor 20 Jahren war ein denkwürdiger Tag. Steve Jobs stellte so ein kleines technisches Ding vor, mit dem man 1000 Songs in seiner Hosentasche haben konnte!

Die Kritik war groß: Zu teuer und wer braucht denn so etwas überhaupt! (Das wurde allerdings über Handys auch mal gesagt). Damals hatten die iPods noch dieses Rad (Click Wheel), mit dem man sie bedienen konnte. Das war erst einmal etwas ungewohnt, ist aber über die Zeit auch langsam verschwunden. Heute ist der iPod kein Verkaufsschlager mehr, denn er ist bei den meisten im iPhone aufgegangen, aber kaufen kann man ihn immer noch.

Hat Steve Jobs am 23. Oktober 2001 damit den Grundstein für Podcasts gelegt?

Wahrscheinlich. Wahrscheinlich aber auch das Zusammenspiel des iPods mit iTunes, der Software, mit der man seine mp3-Files auf den iPod übertragen konnte – denn mobiles Internet gab es ja auch noch nicht. Und schließlich auch die Kreativität und das Sendungsbewusstsein der frühen innovativen Macher, die die ersten kleinen portablen „Hörstücke“, welche wie Musikstücke runtergeladen werden konnten, entwickelt hatten. Genau diese wurden später dann „Podcast“ genannt.

Happy Birthday iPod!

Podcast News

Amazon und Live Audio

Das neue Radio

Amazon ist der nächste große Player, der seinen Hut in den Live Audio Ring wirft. Nur ist es diesmal nicht eine weitere Kopie des Live Audio-Anbieters Club House, sondern geht es deutlich in Richtung Radio, so wie wir es kennen.

Amazon wird – zuerst in den USA – eine App (mit dem Code Namen Project Mic) herausbringen. Mit dieser App kann jeder eine musikorientierte Radiosendung produzieren und verbreiten – und zwar live! Amazon möchte damit das Radio „demokratisieren“ und eigentlich „neu erfinden“ – so schreibt es The Verge.

Das wäre natürlich erst einmal ein Frontalangriff auf das Medium Radio. Zumal jeder mitmachen kann und sich aus dem großen Musikkatalog von Amazon Music bedienen kann. Das klingt erst einmal nach einer starken Musikorientierung, aber das Programm soll sich eher auf Popkultur, Comedy und Sport konzentrieren.

Das bestechende an dieser Idee ist das einfache Erstellen einer Live-Radiosendung, aber auch das noch einfachere Abrufen dieser Sendungen. Über Amazons Alexa soll es einen per Stimme zu steuernden einfachen Zugang geben. Und über Alexa kann dann auch mit dem Host der Sendung interagiert werden. Ziemlich nahe am Radio oder doch eine Neuerfindung des Radios?

Spotify hat ja auch schon probiert, Radio zu imitieren, ist aber bislang mitten im Prozess stehengeblieben. Ein echtes „Radiogefühl“ kommt noch nicht auf. Daily Drive mischt eine kuratierte persönliche Playlist mit bevorzugten Inhalten verschiedener Nachrichten-Kurzformate. Allerdings klingt das noch sehr holprig – und fühlt sich keinesfalls wie eine Radiosendung an. Bis jetzt.

Jetzt kommt also auch Amazon und versucht von dem großen Kuchen der Radiohörer etwas abzubekommen. Spannend ist, wie Amazon das Herz der Radiohörer ansprechen will und ob dieses Konzept überhaupt aufgeben kann. Ob man wirklich jedem zuhören will der glaubt, dass man ihm oder ihr zuhören muss? Es scheint mir mehr in Richtung „Audio-YouTube“ zu gehen, wo sich ja auch jeder tummeln kann der will – und wo gefühlte 99% der verfügbaren Inhalte bestenfalls von friends and family konsumiert werden.

Podcast der Woche

Kritik über Lanz und Precht

Sandro Schröder bei ÜberMedien

Lanz und Precht gehören zurzeit zu den beliebtesten Podcasts in Deutschland. Auch in dieser Woche sind sie in den Apple- und Spotify Charts weit oben dabei: Bei Apple auf Eins und bei Spotify steht der Podcast an fünfter Stelle des Rankings.

Alles gut – könnte man meinen. Aber es gibt durchaus kritische Stimmen, die in „Promi-Podcasts“ eher ein Heischen nach Aufmerksamkeit sehen oder eine gewisse Uninspiriertheit in der Umsetzung sehen. In der Podcast-Kritik bei ÜberMedien bespricht Sandro Schröder den Podcast „Lanz und Precht“ und geht nicht gerade zimperlich mit den beiden um. Seine Kritik:

· Alle Podcast-Klischees werden reproduziert

· Viel Gerede, viel Meinung (ein weiterer Laberpodcast)

· Inhaltlich nicht mehr als prominente Namen

· Für ZDF-Boomer und unlustig

· Eher beliebig und uninspiriert

Wer den Lanz und Precht Podcast schon einmal gehört hat, wird diese Kritik nachvollziehen können. Auch wenn sie oft hart auf den Punkt formuliert ist, kann man auch nach weiteren Folgen durchaus das Gefühl bekommen, dass Lanz und Precht vor allem für sich reden und den anderen reden lassen. Und so legitim und schön es auch ist, dass auf einer unendlich großen Plattform, wie dem Internet, einfach jeder „sein Ding macht“ – genau das ist einer der häufigsten Kritikpunkte an Podcasts: Diejenigen die da reden, die machen es vor allem für sich, und letztlich nicht für ein Publikum. Wer sich selbst gern reden hört, tut damit allein noch nicht genug dafür, dass ihm andere zuhören. Auch nicht, wenn er ein Promi ist.

Unser Tipp: Lest Euch einmal die Kritik bei Übermedien durch und hört Euch dann die aktuelle Folge von Lanz und Precht an . Ein spannendes Unterfangen.

podcast360

micha to go

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Jeden Mittwoch eine neue Episode. Deinen Podcast starten oder optimieren. Hier findest du Tipps und Erfahrung von Podcast Coach Micha Fuchs und Experten aus der Audio Branche. Erreiche das nächste Level in Podcasting.

Im Web

Bei Spotify

Bei Apple

Apple und Spotify

Die Podcast-Charts in Deutschland

Neues und Bekanntes in den TOP 5

Zum Stichtag 26. Oktober 2021 liegen bei Apple folgende Podcasts auf den ersten 5 Plätzen:

  1. Lanz und Precht – Richard David Precht und Markus Lanz – ZDF
  2. Inside Austria – SPIEGEL
  3. Baywatch Berlin – Klaas Heufer-Umlauf
  4. Apokalypse & Filterkaffee – Studio Bummens
  5. Verbrechen – ZEIT ONLINE


Im Vergleich dazu hier die Abrufe von Spotify:

  1. Offline und Ehrlich – Spotify, Trymacs, Varion & unsympathischTV
  2. Zum Scheitern verurteilt – Laura Larsson und Simon Dömer
  3. Hobbylos – Rezo und Julian Bam
  4. Chatgeflüster – Montana Black und Unge – OMR
  5. Lanz und Precht – Richard David Precht und Markus Lanz – ZDF