Podcasts sind wie Magazine

Viele Leute glauben, Podcasts seien so etwas wie Radio – nur „on demand“. Das mag richtig sein, wenn es technisch um die Art der Nutzung geht: das Hören. In ihrer Funktion und in ihrer Wirkungsweise sind Podcasts allerdings überhaupt nicht wie Radio. Sie sind nicht lean-back, wie die meisten Radiosender. Sie werden nicht nebenbei gehört, wie die meisten Radiosender. Und ihr Ziel ist es normalerweise auch nicht, insgesamt möglichst viele Menschen zu erreichen – so wie es bei den meisten Radiosendern das Ziel ist. Podcasts sind anders, und sie funktionieren anders. Das ist nicht besser oder schlechter als Radio, das ist einfach anders.
Podcasts sind lean forward: Es liegt in der Natur der Sache, dass man sich einen Podcast aktiv suchen, sich ihm zuwenden und ihn dann mit Aufmerksamkeit konsumieren muss. Einen Podcast nebenbei zu hören funktioniert nicht wirklich.

Bei Radiosendern wählen Hörer aus einer letztendlich übersichtlichen Menge an Angeboten das für Sie am besten Passende aus. Bei Podcasts wählen Hörer aus einer letztlich unübersichtlichen Menge an Angeboten das für sie möglichst exakt Passende aus.

Die Hörer von Podcasts sind als Zielgruppe viel detaillierter beschreibbar und viel genauer segmentierbar in Ihren Bedürfnissen. Als Beispiel, betrifft ein gut gemachter Podcast über alles rund um die Schwangerschaft eine klar beschreibbare Gruppe, nämlich schwangere Frauen, und vielleicht noch die Partner von schwangeren Frauen. Möglicherweise hören auch andere Menschen diesen Podcast, die sind aber zu vernachlässigen. Ist der Podcast gut gemacht und erreicht eine signifikante Anzahl der special interest – Gruppe „schwangere Frauen und evtl. ihre Partner“, so ist dieser Podcast ein großer Erfolg.

Oder andersrum gesagt: Podcasts sind nicht so ähnlich wie Radio, sondern sie sind so ähnlich wie Fachzeitschriften, special interest -Magazine. Wer sich vor Augen führt, wie viele solcher Zeitschriften an einem Bahnhofskiosk ausliegen, von „Jagd und Hund“ über „Landliebe“ bis „essen und trinken“, der versteht auch die Podcastwelt ein bisschen besser: Entscheidend ist, dass der Interessent das für sich passenden Angebot findet und dort dann natürlich auch optimal versorgt wird. Nur eben zum Hören.

Damit sind Podcasts gerade für Unternehmen ein besonders attraktives Werkzeug, um ihre jeweiligen Zielgruppen effektiv zu bespielen. Wer weiß für wen er arbeitet, der weiß auch, wen er erreichen muss. Nur sehr selten ist dies eine solch diffuse Masse wie zum Beispiel „alle Deutschen zwischen 20 und 34 Jahren“. Meistens geht es doch um konkrete Gruppen wie „Pendler“ , „Hobbyköche“ oder „schwangere Frauen“ usw.

Im Gegensatz zum Radiokonsumenten machen Hörer von Podcasts inhaltlich viel weniger Kompromisse. In Konsequenz haben Radiosender natürlich deutlich mehr Hörer als ein Podcast und das wird – bis auf ein paar Leuchttürme – auf absehbare Zeit auch so bleiben. Oder vereinfacht gesagt: Hörer bleiben nur dann beim Podcast, wenn der genau das bietet, was sie von ihm wollen. Podcasts fokussieren sich auf eine bestimmte Zielgruppe, und sind happy wenn Sie diese Zielgruppe möglichst perfekt bedienen.

Podcasts sind wie Spezialzeitschriften: auf eine klare Zielgruppe ausgerichtet, inhaltlich für diese Zielgruppe ebenso informativ wie unterhaltsam, und innerhalb dieser Zielgruppe relevanter und einflussreicher als ein Generalist.