True Crime – Wa(h)re Verbrechen

Tatort Szene

Es gibt immer mehr True-Crime-Formate, die über „wahre Verbrechen“ berichten – damit gibt es auch immer mehr Verbrechensopfer, deren Geschichte (nochmal) öffentlich erzählt wird. Dadurch werden sie womöglich vielleicht ein zweites Mal verletzt. Die Opferorganisation „Der Weisse Ring“ hat sich diese Podcasts angehört und einen erschreckenden Lagebericht zu True Crime-Podcastformaten in Deutschland zusammengestellt.

Wie gehen Medien mit dieser Verantwortung um? Dieser Frage geht die Redaktion des WEISSEN RINGS in ihrem True­Crime­Report nach, veröffentlicht auf fast 60 Seiten im Magazin „Forum Opferhilfe“ und im Internet unter www.forum­opferhilfe.de/truecrimereport. Die Reporter haben dazu Daten erhoben, sie haben mit Wissenschaftlern gesprochen, mit Juristen, Psychologinnen, True­Crime­Machern und natürlich immer wieder mit Kriminalitätsopfern. Ziel war es, ein mosaikartiges Lagebild zu True Crime in Deutschland zu erstellen.

Der WEISSE RING fordert: Medienethische Standards sind notwendig!

„Wir müssen dringend medienethische Verabredungen darüber treffen, wie wir mit dem Phänomen True Crime umgehen wollen“, sagt Dr. Patrick Liesching, Bundesvorsitzender des WEISSEN RINGS. „Es geht hier nicht nur um echte Verbrechen, sondern auch um echte Menschen.“

Er stellt drei Forderungen an True-Crime-Macherinnen und -Macher:

  • „Prüfen Sie, ob es tatsächlich ein öffentliches Interesse gibt, den Fall erneut zu erzählen!
  • Setzen Sie sich ernsthaft mit dem Thema auseinander, betreiben Sie keinen Sensationsjournalismus!
  • Binden Sie die Betroffenen sensibel mit ein!“

Die sieben wichtigsten Erkenntnisse dieser Recherche gibt es hier auf einen Blick:

  1. True Crime boomt. Mehr als jede zweite lokale Zeitungsredaktion hat bereits ein regelmäßiges Angebot oder plant zeitnah eines. Das hat eine Umfrage der Redaktion des WEISSEN RINGS ergeben.
  2. Millionen Menschen hören, schauen oder lesen True Crime.
  3. „Wahre Verbrechen“ sind für Medien „Ware Verbrechen“.
  4. True Crime heißt „wahre Verbrechen“, bedeutet aber meistens Mord und Totschlag. Drei Viertel der deutschen True-Crime-Podcasts beschäftigen sich mit Tötungsdelikten. Das ist das Ergebnis einer Datenanalyse des WEISSEN RINGS.
  5. True Crime ist mitunter (zu) schnell gemacht.
  6. Opfer und ihre Interessen spielen bei True Crime häufig keine Rolle.
  7. Täter haben mehr Rechte als ihre (toten) Opfer.

Der gesamte Report steht beim WEISSEN RING zum Download bereit.