#8 von 10: Werden Podcasts das Radio killen?

Den meisten Medienmenschen ist inzwischen klar, dass das gute alte Radio wie wir es kennen und das neue seit ein paar Jahren gehypte Podcasting eigentlich gar nichts gemeinsam haben – außer, dass sie beide über Audio und ohne faktische Bilder funktionieren. Zugespitzt könnte man sagen: Das war’s dann aber auch mit den Gemeinsamkeiten. Radio sendet linear, für hoffentlich große Massen, macht üblicherweise viel Musik und hat die PrimeTime seiner Nutzung am Morgen. Podcasts sind on demand, bearbeiten eine klar abgegrenzte Zielgruppe, funktionieren bisher fast ausschließlich über das Wort und haben ihre PrimeTime am Abend. Die folgende Grafik fasst’s nochmal zusammen:

Also alles gut und keine Gefahr für unser geliebtes Radio? Das ist zu einfach.

Denn bekanntlich hat der Tag nur 24 Stunden, und mehr werden es nicht.

Podcasts und Radio kämpfen um viele deckungsgleiche Nutzungssituationen. Fakt ist: Wer Podcasts hört, hört in dem Moment ziemlich sicher kein Radio. Auch wenn uns die Media-Analyse durch eine Erinnerungsbefragung etwas anderes suggeriert.

Würde man messen können, womit Menschen ihre Zeit verbringen, welches Medium sie wirklich wann und wie nutzen, dann würde das Bild sicher anders aussehen. Und man könnte das ja messen, die Technologie ist da. Es gibt aber zu viele gute Gründe für manche Marktteilnehmer, hier so lange wie möglich nicht so ganz genau hinzuschauen.

Klar ist, Podcasts bedienen ein anderes Bedürfnis als Radioprogramme. Aber so zu tun, als gäbe es dieses Bedürfnis nicht, nur weil es in den letzten Jahrzehnten von Radiosendern nicht bedient wurde (oder werden konnte) – das ist sicher zu kurz gedacht.

Daher lautet der beste Rat an Radiosender noch immer: macht Podcasts, bevor es andere machen. Macht sie selbst oder kauft sie ein, streitet um Budgets und talentierte Leute, nutzt Eure lokale Kompetenz oder Euer Wissen. Macht es wie Media Markt und Saturn, die letztlich einer Firma gehören. Macht Euch selbst Konkurrenz, und kämpft um Eure Ohrenkunden – denn der wahre Gegner ist ein Online-Gigant, der auf dem Weg zur Macht keine Gefangenen macht.